Hochgeehrter Herr!

Da ich vor einem Jahre an mir selber erfahren habe, wie gütig Sie den Bitten, die man an Sie zu richten wagt erfüllen, da Sie ja die Sendung Ihrer werthen Namensunterschrift nicht verweigern, so wage ich jetzt wiederum mit einer unbescheidenen Bitte an Sie heranzutreten, um deren Erfüllung ich Sie inständig zu bitten wage.²

Ich habe Einiges in Ihren Schriften gelesen, die ich als 17 jähriger Mensch natürlich nicht verstanden habe, und durch Haeckels Wort: “Die Entwickelungsgeschichte ist der wahre Weg zur Erkenntniss”. Und durch seine “natürliche Schöpfungsgeschichte, und durch das Gerede vieler, die Sie sicher nicht verstehen könne, bin ich an mir selber irre geworden, und Zweifel sind in mir aufgestiegen, und daher wage ich es Sie zu fragen, ob bei dem festen Glauben an Ihre Theorie ein Gott bestehen kann, oder ob man nur die Wahl hat zwischen Ihrer Theorie und dem Glauben an Gott, und ob diejenigen die an Ihre Theorie glauben auch an Gott glauben können und müssen?³

Wohl merke ich das meine Bitte sehr anmaßend ist und dennoch bitte ich Sie mir doch antworten zu wollen.

Da ich mir vorgenommen habe Ihrem Rathe gemäß mich zu handeln, um mich vollkommen nach dem, was Sie mir schreiben werden zu richten.

Wenn Sie aber die Frage für zu unverschämt halten und nicht beantworten wollen, so bitte ich Sie mir wenigstens Verzeihung zu geben. Ich wollte Wahrheit haben und da ich nicht Jemanden kannte außer Ihnen der mir Auskunft geben konnte habe ich dieses Gesuch gewagt.

Mit der Versicherung meiner grössten Verehrung | Ihr dankbar ergebener | N. Mengden

Dresden den 2 IIII. 79.

P.S. Da es mir unmöglich war englische Marken zu erhalten so bitte ich Sie mir die Antwort unfrankirt zukommen zu lassen, da sie dann auch wohl sicherer an mich gelangen würde.

[Contemporary translation]

Having found a year ago how kindly you comply with requests addressed to you, as you did not refuse me your valued autograph, I venture once again to trouble you with a request, compliance with which I ask particularly.

I have read some things in your writings which as a youth of 17 years I have naturally not understood; and through Hæckel’s saying that the Evolution Record (Entwickelungsgeschichte) is the true way to knowledge, & through his “Natural History of Creation”, and through the talk of many who surely cannot understand you, I have got bewildered, & doubts have risen up, & therefore I venture to ask you whether, with a firm belief in your theory, a God can exist; or whether one has only the choice between a belief in your theory, and a belief in God, or whether those who believe in your theory can and must believe in a God?

I am quite aware that my request is a very presumptuous one, nevertheless I beg that you will answer me. I have made up my mind to act according to your advice, and to be directed by what you say.

If however you should consider my request too presumptuous, and should not be willing to answer, I beg you will at least forgive me. I desire truth, and as I know no one except yourself who can tell me what I ask, I venture to prefer this request to you.

With the assurance of | My highest respect | your gratefully devoted (signed) M. Mengden.

P.S. As it was impossible for me to procure English Stamps, I beg you will send the answer unstamped, as it would in that way be more sure to reach me.