Hochverehrter Herr

Ich habe Ihnen für die von Stuttgart aus geschehene Zusendung Ihres Werkes über das Variiren meinen Dank zu sagen.² Auch ich gehöre zu der grossen Majorität der deutschen Naturforscher welche durch das Studium Ihrer Schriften wissenschaftlich neu geboren sind und glücklich darin sind, die selbst empfangenen Anregungen einer entzündbaren Jugend mittheilen zu können.

Ich habe vor wenigen Wochen durch den Buchhändler ⁠⟨⁠    ⁠⟩⁠ in Leipzig, meinen Verleg⁠⟨⁠  ⁠⟩⁠ ⁠⟨⁠  ⁠⟩⁠handlung über die ⁠⟨⁠1 or 2 words⁠⟩⁠ von Algier an Sie gesendet, worin, wie ⁠⟨⁠mi⁠⟩⁠r scheint, eine Reihe von solchen Gra⁠⟨⁠den⁠⟩⁠ des Variiens dargelegt wird, welche ⁠⟨⁠    ⁠⟩⁠ Entstehen neuer Species auf das Deutlichste illustriren.³ Es handelt sich dort, bei diesen niederen Geschöpfen, durchaus nicht um das Entstehen blosser Varietäten, sondern um das sichtbare Hervorbilden neuer Formen, welche im Sinne des strengen naturhistorischen Handwerkes neue Arten sind. Ich setze auf die Aufschlüsse, welche die Spongien uns für einige Cardinalfragen geben werden, grosse Hoffnungen, bedaure aber immer, dass so wenige Zoologen (oder Botani⁠⟨⁠ker)⁠⟩⁠ ⁠⟨⁠    ⁠⟩⁠ mit ihnen befassen und ⁠⟨⁠1 or 2 words⁠⟩⁠ diejenigen englischen Naturforscher, welche die grössten Specialkenntnisse darin haben, die Herren Bowerbank und Gray⁴ für die Behandlung derselben mit Rücksicht auf die Transformationslehre keinen Sinn haben.

Ich fürchte, dass Ihnen manche unter den jüngeren deutschen Naturforschern etwas zu “hotspur” sind. Auch ich gehe vielleicht etwas zu schnell; ich glaube aber nicht, dass die Sache darunter leidet.

Genehmigen Sie, hochverehrter Herr, den Ausdruck der hohen Achtung, womit ich verbleibe | Ihr | ergebener | Oscar Schmidt | Prof. der Zoologie